Erinnern Sie sich noch an den Film „Still Alice“?

  • Vom 11. Juli 2024

Die Geschichte ist schnell erzählt: Eine Frau in der Reife ihres Lebens erkrankt an Alzheimer. Wir gewinnen Einblick in ihr Leben – beruflich wie familiär – und begleiten sie ins Vergessen.

Was mich der Film lehrte, ist gerade für ehrgeizige Karrieristen von Bedeutung:

Alice war auf dem Zenit ihrer Karriere, als die Krankheit sie ereilte. Wir erfahren, dass sie erfolgreiche Professorin für Linguistik an einer bekannten Universität ist. Ihr Forschungsfeld: frühkindliche Sprachentwicklung. Wir erfahren außerdem, dass sie als Kind ihre Mutter und Schwester bei einem schweren Autounfall verloren hatte.

Mein vorläufiges Vorurteil, das ich auch in meiner Arbeit mit Menschen bestätigt finde, möchte ich hier als Frage formulieren:

Steckt hinter unseren Berufen eine unerlöste Vergangenheit?

Im Falle von Alice: Ja, denn sie widmete ihre berufliche Schaffenskraft im übertragenen Sinne der Frage, wie Kinder das Unaussprechliche ausdrücken können.

Und wenn es nicht unsere Berufe selbst sind, so sind es häufig die Unternehmen, die wir (unbewusst) wählen und in denen der Umgang dem ähnelt, den wir aus unserer Ursprungsfamilie kennen – und der war dann selten liebevoll und fördernd.

Gehen wir diesen steinigen Weg der Erlösung, hat das Konsequenzen im Sinne von Ursache und Wirkung:

1. Wir kommen nicht in die (Er-) Lösung, weil sich unser innere Schattenarbeit an die falschen Menschen richtet.
2. Wir verschwenden unglaublich viel Lebenszeit und glauben manchmal, das Leben sei ungerecht.
3. Wir kommen unter Umständen nicht in unsere eigentliche Berufung.

An vier Qualitäten könnten wir merken, dass wir auf dem „Holzweg“ sind:

1. Wir geraten häufig in Auseinandersetzungen.
2. Wir fühlen uns missverstanden und nicht erkannt.
3. Wir sind nicht erfüllt von unserer Arbeit.
4. Wir verzichten auf das Gute im Leben.

All das ist der Garant für Burn-out. Dabei gibt es galantere Wege, uns aus unserer Vergangenheit zu entlassen, zum Beispiel systemische Familienaufstellungen. Wir müssten nur den Mut aufbringen, uns dem (oder uns selbst) zu stellen. So kämen wir an unser ureigenes Potenzial, ohne Schattenboxen.

Seit dem Film gibt es für mich zwei Arten von Vergessen: das dementielle Vergessen, das mit dem Verlust von Lebensqualität einhergeht, und das göttliche Vergessen, das es uns in jedem Alter erlaubt, uns aufzurichten und über unsere Vergangenheit hinauszublicken.

Für welche Art würden Sie sich entscheiden?

Bild: Peter Pryharski (Unsplash)

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