
Wachsen statt Widerstand: Warum Resilienz nicht immer der Schlüssel zum Wandel ist
- Vom 6. Februar 2025
Resilienz ist das neue Modewort unserer Zeit. Wie „Komfortzone“ und „Mindset“ begegnet es uns in Büchern und Gesprächen – oft mit dem Anspruch, uns stärker, robuster, widerstandsfähiger zu machen. Während diese Begriffe für viele Hoffnungsträger sind, erzeugen sie in mir vor allem eines: Abwehr. Denn echter Wandel, tiefgreifende Veränderung, entsteht nicht dort, wo wir gegen alles gerüstet und gewappnet sind. Er entsteht an dem Punkt, an dem etwas in uns und um uns herum zerbricht.
Das Paradoxon der Resilienz
Machen wir ein Gedankenexperiment: Eine Frau sucht Rat. Sie hat Verluste erlebt, Burn-out-Symptome, Depressionen durchlitten. Wieder einmal ist sie mit großen Plänen gescheitert, wieder einmal wollte sie „ankommen“. Während sie spricht, spüre ich: Das, was sie erreichen wollte, passt nicht zu ihr. Ihr inneres, für mich wahrnehmbares Potenzial deutet in eine andere Richtung. Was soll ich ihr raten? Noch mehr Resilienz entwickeln, um an Zielen festzuhalten, die nicht zu ihr gehören?
In meiner Arbeit stehe ich oft vor diesem Dilemma: Menschen wollen erfolgreich sein, glücklich, anerkannt. Und natürlich sei ihnen dieser Erfolg gegönnt. Ja, Erfolg ist unser Grundrecht. Doch was, wenn der Weg dorthin im Widerspruch zu unserem inneren Kern steht? Und was, wenn das der Grund für unser Scheitern ist? Ich sehe es überall: Diese innere Schere zwischen dem, was der Verstand will, und dem, was das Herz wirklich fühlt.
Wenn das Kartenhaus fällt
Viele Lebensentwürfe sind wie Kartenhäuser gebaut – von außen wirken sie stabil, aber innen sind sie fragil. Aktuell fallen diese Kartenhäuser weltweit, persönlich wie kollektiv. Menschen werden in einigen oder sogar mehreren Lebensbereichen auf Null gesetzt. Nach Jahrzehnten der Investition in ihre Pläne und erschüttert bis ins Mark stellen sie die Fragen: Bin ich vielleicht falsch? Habe ich das Glück nicht verdient?
Das ist besonders schmerzhaft, wenn man nicht mehr 30 ist, sondern 40 oder 50 Jahre alt. Die Komfortzone des Bekannten ist verbrannt. Bleibt nur die Unsicherheit des Neuen. Doch was, wenn gerade dieser Ruin kein Scheitern ist, sondern ein Weckruf? Ein Signal des unbekannten Selbst, das endlich gehört werden will?
Das Herz als Wegweiser
Anstatt Resilienz zu predigen, lade ich ein, etwas Anderes zu tun:
Das Herz öffnen: nicht der Verstand, sondern das Herz kennt den wahren Weg.
Urvertrauen entwickeln: vertrauen, dass der Sturz nicht das Ende, sondern der Anfang von etwas Größerem ist.
Echte Herzenswünsche formulieren: Ziele, die nicht aus Mangel oder Angst entstehen, sondern aus Fülle und innerer Wahrheit.
Der Verstand fragt panisch: Kann das gut gehen? Darf ich das?
Im Grunde ist es nur eine Frage des Egos, die hier widerhallt: Werde ich sterben?
Das Herz hingegen flüstert leise: Endlich! Endlich bricht zusammen, was nie zu uns gehörte.
Wachstum durch Bruch
Wachstum ist dort möglich, wo etwas zerbricht – besonders unsere Grundannahmen über uns selbst, andere und die Welt. Resilienz hingegen bedeutet, unversehrt zu bleiben, nicht bis ins Mark erschüttert zu werden. Doch genau das braucht es manchmal, um das Ego zum Schweigen zu bringen und das Herz sprechen zu lassen.
Am Ende werden wir nicht sterben. Im Gegenteil: Wir werden zu dem vordringen, was wahrhaft resilient ist – unser innerer Kern, unser höheres Selbst oder wie auch immer Sie es nennen möchten. Das, was unsterblich ist.
Inspiration statt Sicherheit
Sie kennen sicherlich Menschen, die diesen inneren Kern leben. Sie brauchen keine großen Konzepte von Resilienz, weil sie in sich selbst verankert sind. Lassen wir uns von ihnen inspirieren – nicht, um widerstandsfähiger zu werden, sondern mutiger. Mutig genug, Wachstum zuzulassen. Mutig genug, uns von allem zu verabschieden, was nicht mehr zu uns gehört.
Ich bin Katja Fesselmann, Heilpraktikerin aus Berufung. Seit 20 Jahren beschäftige ich mich mit den Gesetzmäßigkeiten des Lebens, die ganzheitlich in Lebenserfolg und Zufriedenheit führen, unabhängig von äußeren Umständen – und ich schaffe Räume zur Selbsterfahrung, für Wachstum und Heilung. Mein Ansatz aus Familienstellen, Seelengesprächen und Homöopathie erlaubt es mir, behutsam innere Wachstumsprozesse und Seelenbewegungen anzustoßen, die uns in die Mitte und Ganzheit bringen können. Von hier aus wäre dann alles möglich, vor allem Entscheidungen, die uns langfristig dienen.
Bild: Ed Stone (Unsplash)