Was macht unsere Kinder glücklich?

  • Vom 13. März 2024

„Ihre Tochter ist aber brav“, sagte neulich eine ältere Frau zu mir im Supermarkt, die die Interaktion zwischen mir und meiner Tochter verfolgte.

Ich hatte dieses Wort lange nicht mehr gehört. Es kommt aus einer fernen Zeit – aus meiner Kindheit, gewiss aus der Kindheit der älteren Frau. Ich denke nicht so über meine Tochter. „Brav“ suggeriert für mich, sie sei angepasst, aus dem Bedürfnis, negative Konsequenzen zu vermeiden.

Die ältere Frau stand immer noch vor mir und wartete auf eine Antwort.

„Meine Tochter ist ausgeglichen“, entgegnete ich ihr und blickte in ein irritiertes Gesicht.

Ich dachte noch länger über die Begegnung nach und fragte mich, warum es mir so wichtig war, sprachlich diesen Unterschied zu machen. Dabei kam ich auf eine viel gewichtigere Frage:

Was in unserer Tochter ist eigentlich ausgeglichen?

Sie ist längst nicht ganz inkarniert, sondern der Schöpfung sehr nahe. Erst mit 27 Jahren ist die Inkarnation bestenfalls abgeschlossen. Viele Menschen, die zu mir in die Praxis kommen, sind jedoch auch darüber hinaus mehr in der Vergeistigung als in ihrem Körper zu Hause. Es ist dann der Himmel, der krank macht, und die Erde, die heilt.

Das erklärt nicht ihre Ausgeglichenheit, der eine Grundzufriedenheit zugrunde liegt, die wir uns alle wünschen und die es uns ermöglichen würde, dem Leben mit mehr Gelassenheit zu begegnen.

Was macht unsere Kinder also glücklich?

Wenn wir als Eltern über sie glücklich sind. Und zwar beide Eltern.

Und wann sind wir als Eltern über unsere Kinder glücklich?

Wenn wir in ihnen auch unsere Partner lieben, achten und uns über sie freuen, genauso wie sie sind.

Wenn ich meine Tochter ansehe, sehe und liebe ich in ihr auch meinen Mann, genauso wie er ist.

Wenn mein Mann unsere Tochter ansieht, sieht und liebt er in ihr auch mich, genauso wie ich bin.

Sie darf uns beide in ihrem Herzen tragen und hat uneingeschränkt Zugang.

Den umgekehrten Fall erleben wir häufiger. Bei einer Trennung geraten die Kinder zwischen die Eltern – und meist ist es der Mann, der verteufelt wird. Wir Frauen haben die größere Macht über unsere Kinder. Wir erleben diese Macht ganz tief, weil wir unsere Kinder neun Monate unter unseren Herzen trugen. Wir sind es, die im Herzen entscheiden, ob unsere Kinder von ihren Vätern nehmen dürfen. Denken oder sprechen wir nach einer Trennung schlecht über den Vater, geraten unsere Kinder in die Dysbalance. Die Botschaft ist dann nicht mehr: „In Dir liebe ich auch Deinen Vater“, sondern: „Werde nur nicht wie Dein Vater“.

Was erlebt ein solches Kind, wenn es in den Spiegel schaut? Aus Liebe zur Mutter lehnt es in sich den Vater ab. Aus Liebe zum Vater wird es heimlich genau wie der Vater. Mit dieser inneren Zerrissenheit geht es in die Welt. Manche Verhaltensauffälligkeit lässt sich so erklären. Und auch Depression: Die Traurigkeit entsteht, weil einer im Herzen fehlt.

Glück, tief im Herzen empfunden, entsteht also auch, wenn unsere Kinder in sich beide Eltern lieben dürfen.

Bild: Pixabay

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