Der Ausgleich im Guten wie im Schlechten – wie Beziehungen gelingen können oder scheitern müssen

  • Vom 24. Februar 2024

Stehen Sie in einer (Liebes-) Beziehung zu einem anderen Menschen, werden Sie heute – neben vielem Anderen – sicherlich diese zwei Dinge tun: Sie werden dem geliebten Menschen etwas geben und Sie werden vom ihm oder ihr etwas nehmen. Der Ausgleich von Geben und Nehmen ist das Normalste der Welt, oder? Ich will Sie heute mitnehmen in die Tiefe des Lebens, um die Dynamik hinter diesem Lebensprinzip genauer zu betrachten.

Der Ausgleich im Positiven

Bekommen wir etwas von einem Menschen – und möge es noch so schön sein – verlieren wir unsere Unschuld und Unabhängigkeit. Ist der/die andere uns wichtig, haben wir das innere Bedürfnis, ihm/ihr etwas zurückzugeben. Soll die Beziehung fortdauern, geben wir sogar etwas mehr, als wir bekommen haben. Dadurch fühlen wir uns leichter, freier und im Anspruch – und zwar solange, bis der/die Andere das Genommene wieder ausgleicht und ebenfalls ein bisschen mehr gibt. Diese Aufwärtsspirale führt zu lebenslangen Beziehungen.

Der Ausgleich im Negativen

Wo es eine Aufwärtsspirale gibt, kann der Mensch auch eine Abwärtsspirale schaffen. Wenn Sie bereits eine Scheidung hinter sich haben, kennen Sie den Ausgleich im Negativen vielleicht sogar persönlich. Alle anderen können diese Dynamik in dem Klassiker „Der Rosenkrieg“ bestaunen.

Auch wenn uns unser/e Partner/in etwas antut, was uns weh tut, haben wir innerlich das Bedürfnis nach Ausgleich. Tatsächlich spüren beide diesen Drang: Der Schuldige fühlt sich verpflichtet, der Unschuldige berechtigt. Nur diesmal kann der Ausgleich schädlich für beide sein, wenn der Unschuldige dem Schuldigen nämlich Böses will – und ihm ein Leid antut, das seines übersteigt. Erst wenn beide gleichermaßen gelitten und verloren hätten, wären sie einander wieder ebenbürtig und Versöhnung möglich. Die Beziehung ist dann zu Ende.

Was ich in der Praxis erlebe, ist aber häufig das: Die ehemaligen Partner streiten sich über die Scheidung hinaus. Das bindet sie nach wie vor aneinander, denn Hass ist stärker als Liebe – und der Neuanfang scheitert auf Jahre.

Was wäre die Lösung?  Hat uns unser/e Partner/in zutiefst verletzt, doch bei beiden besteht der Wille, die Liebesbeziehung zu erhalten, dann müssten sie das Gesetz vom Ausgleich achten und der/die Geschädigte dürfte etwas fordern, was den anderen ähnlich schwer trifft, nur eben etwas weniger. Anschließend müssten beide aus tiefstem Innern beschließen, dass das Vergangene vergangen sein darf. Göttliches Vergessen, nenne ich das. Sie stünden dann wieder nebeneinander, erkennen die Verluste auf beiden Seiten an und blicken nach vorn.

Mit der/demjenigen, die in einem Rosenkrieg gefangen ist, vollziehe ich vor allem ein Trennungsritual. Ist Ihnen aufgefallen, dass wir die Hochzeit gebührend zelebrieren, damit unsere Seele die Schwelle überschreitet, doch die Scheidung eher nüchtern gestalten? In dem Ritual führen wir die Trennung auch auf Seelenebene durch, auf das wirklich Neuanfang möglich ist.

Ob es sich beim Ausgleich im Negativen übrigens um Menschen oder Staaten handelt, ist einerlei – das Wirkungsprinzip ist das Gleiche. Ich überlasse es Ihnen, in der Welt Beispiele dafür zu finden.

Ich bin Katja Fesselmann, Heilpraktikerin für die ganze Familie. Ich liebe das Leben und den Menschen, staune über die Phänomene, die beide hervorbringen können – und plädiere unbedingt für Ausgleich.

Bild: Eduardo Sánchez (Unsplash)

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