Wann haben Sie das letzte Mal dem Leben zugeschaut?

  • Vom 20. April 2024

Viele sprechen über Achtsamkeit und mentale Gesundheit. Wann aber haben Sie das letzte Mal denen zugeschaut, die das noch beherrschen?

Ich war gestern auf dem Spielplatz mit meiner Tochter, trotz Wind und Wetter. Sie bewegt sich dort schon selbstständig und knüpft Kontakte. Mir macht sie in diesen Stunden stets ein großes Geschenk. Nicht nur, weil mein Mamaherz vor Freude hüpft, sondern weil ich in den Momenten, in denen das Leben nichts von mir fordert, die besten Einsichten habe.

Meine Einsicht diesmal: Wir sollten alle zu unserem Ursprung zurückkehren.

Und damit meine ich nicht, dass Sie wieder Kind sein sollen. Wir sollten uns vielmehr frei von unseren Erfahrungen machen. Unverfälscht sein, so wie wir gemeint sind.

Das waren wir als (Klein-) Kinder:

Wir folgen unserer inneren Stimme.
Wir haben Urvertrauen.
Wir entdecken das Leben mit Interesse und in Freude.
Wir bewerten nicht, weder uns selbst noch andere.
Wir gehen nicht in den Vergleich mit anderen.
Wir staunen über das, was wir können und schaffen.
Wir fragen um Hilfe, wenn wir etwas nicht können oder schaffen.
Wir kümmern uns nicht darum, was andere über uns denken.
Wir sagen, was wir fühlen und denken.
Wir sagen, was wir wollen.
Wir fühlen uns und empfinden uns als gleichwertig.
Wir lassen Liebe frei fließen.
Wir lieben unsere Mama und unseren Papa.

Werden wir älter, sieht das Bild häufig so aus:

Wir folgen vor allem unserem Verstand.
Wir misstrauen uns selbst, anderen, dem Leben.
Wir verfolgen Interessen und wollen Leistung bringen.
Wir bewerten den ganzen Tag, uns selbst und andere.
Wir gehen in den Vergleich mit anderen und schneiden meist schlecht ab.
Wir nehmen das, was wir haben und können, als selbstverständlich hin.
Wir wollen alles allein schaffen.
Wir nehmen das, was andere über uns denken, sehr ernst.
Wir sind diplomatisch.
Wir sagen meist nicht, was wir wirklich wollen.
Wir fühlen uns nicht und überhöhen uns über andere.
Wir sind in unserer Liebesfähigkeit eingeschränkt.
Wir pflegen den Geschlechterkampf.

Nein, ich werde meine Tochter nicht vor dem Leben beschützen. Das geht wohl kaum. Doch ich werde ihr beibringen, ihren Ursprung zu bewahren – oder zu ihrem Ursprung zurückzukehren, sollten sie das Leben einmal kräftig durchgeschüttelt haben.

Es gibt aus meiner Sicht keinen 5- oder 12-Schritte-Plan, wie wir zu unserem Ursprung zurückkehren. Denn unsere Seelen bestimmen Schritte und Tempo. Und jede/r ist anders, manche/r schneller, manche/r langsamer. Die Frage ist auch, wie weit wir uns schon von uns entfernt haben. Aber es lohnt sich, ganz egal wie viele Schritte es am Ende sind. Denn es ist nie zu spät, ein zufriedener Mensch zu sein.

Wann waren Sie das letzte Mal auf dem Spielplatz und haben dem Leben zugeschaut?

Bild: Annie Spratt (Unsplash)

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